Besondere Lichtblicke in der Corona-Tristesse

Wie sieht es eigentlich in einer „Tagespflege“ aus? Was machen die alten Menschen dort den ganzen Tag? Ist das wie ein Kindergarten für Oma und Opa? Das sind Fragen, die Kinder der Korbacher Kindertagesstätte & Familienzentrum Kreisel e.V. bewegten.
Und so entstand Anfang des Jahres 2019 die Initiative, mit Kindern Kindertagesstätte & Familienzentrum Kreisel e.V. die Tagespflege Haus am Kniep (Haus am Nordwall gGmbh) zu besuchen.
Gesagt, getan –  begleitet von ihren Erzieherinnen kam die „Schulkinder-Gruppe“ im Januar 2019 erstmals in die Einrichtung für Pflege und Betreuung. Die fünfzehn Tagespflegegäste freuten sich über den Besuch. „Jung und Alt“ haben sich auf Anhieb bestens verstanden und verbrachten vergnügliche Stunden miteinander.

Nach den positiven Erfahrungen der ersten Treffen etablierte sich ein dauerhaftes Projekt, bei dem sich Vorschulkinder und Senioren der Tagespflege Haus am Kniep regelmäßig trafen. Begleitet wurde dies von Jasmin Kirchner (Erzieherin, Kindergarten Kreisel e.V.)  und Claudia Schneider (Qualitäts- und Sozialmanagement, Haus am Nordwall gGmbH).

Es gab es viele gemeinsame Erlebnisse und glückliche Momente für Jung und Alt, berichten die beiden begeistert: Das gemeinsame Frühstück zu Beginn eines jeden Treffens und anschließendem Spaziergang mit Rollstuhl und Rollator, bei dem sich viel erzählt und gealbert wurde. Auf dem Programm standen auch gemeinsames Basteln und Plätzchen backen oder auch Spiele wie das beliebte „Indoor-Kegeln“ – natürlich in der Mannschaftskonstellation „Groß gegen Klein“. Bei allen Zusammenkünften hatten die Kinder und Senioren reichlich Freude.

Mit Beginn der Corona-Pandemie endeten diese Besuche abrupt. Doch Jasmin Kirchner und Claudia Schneider hielten die Kooperation aufrecht. Und das dauerhaft über nunmehr fast zwei Jahre währende Ausnahmesituation. Zwar entfielen die persönlichen Kontakte aber die beiden Einrichtungen fanden Mittel und Wege, den Kontakt aufrecht zu erhalten. So schrieben sich die Tagespflegegäste und Kindergartenkinder immer wieder (mit Hilfe der Erzieherinnen und Pflegekräfte), malten Bilder oder bastelten füreinander. Noch dazu erfreuten die Jungen und Mädchen der Kita Kreisel die Senioren regelmäßig mit kleinen selbstgebastelten Geschenken – von der bunten Frühlingsblume über Herbstboten bis zum Weihnachtslicht.

„Wie wunderbar, dass es uns gelungen ist, dieses für beide Einrichtungen so bereichernde dauerhaft Projekt fortzuführen“, erklärt Ribana Klabunde, Einrichtungsleitung Haus am Nordwall und dankte allen Beteiligten für die Realisierung und vielseitige Gestaltung des Projektes.

Bereits drei Vorschulgruppen des Kindergarten Kreisel waren bis dato an dem Projekt beteiligt. „In kleinen Sitzungen in der Kita sprechen wir mit den Kindern über das Thema Alter in all seinen Facetten und lesen gemeinsam Kinderbücher zu diesem Thema“, berichtet Erzieherin Jasmin Kirchner. „Wir sind sehr beeindruckt, wie interessiert die Kinder sind, wie viele Fragen sie stellen und wie intensiv sie sich mit der Thematik auseinandersetzen. Am meisten aber darüber, wie sehr sich die Kinder immer auf die Besuche in der Tagespflege freuen.“

Da gemeinsame Aktivitäten in „Corona-Zeiten“ nicht mehr möglich waren, suchten die Koordinatorinnen nach Alternativen. Also fanden Treffen auf Distanz im großen Garten der Tagespflege am Kniep statt.

Und hierfür ließen sie sich immer etwas Besonderes einfallen:

Herbstlieder
Mit Lautsprecher und Mikrofon im Gepäck boten die Vorschulkinder im Oktober 2020 Herbstlieder und Gedichte im Außenbereich dar. Zum Dank überreichten die Senioren ihnen selbstgebastelte Sonnenblumen.

St. Martins-Aufführung
Auch moderne Technik kam zum Einsatz, um den Kontakt aufrecht zu halten: In der Kita Kreisel führten die Mädchen und Jungen kleine Theaterstücke auf. Diese wurden aufgenommen und die Tagespflege-Gästen die kleinen Schauspieler dann über den Großbildschirm bejubeln.

Raupe Nimmersatt
„Ein sehr schönes gemeinsames Werk war auch die „Raupe Nimmersatt“, erzählt Jasmin Kirchner: In der Kita hatten die Kinder eine riesengroße Raupe Nimmersatt gebastelt und den schönen bunten Schmetterling, zu dem sie dann wurde. Noch dazu für jeden Gast einen kleinen Schmetterling. Sie waren ganz besonders stolz, als sie diese In der Tagespflege bastelten die Senioren eine Raupe aus gesammelten Blättern. Im Herbst kam die Vorschulgruppe dann in die Tagespflege und die Werke der junge und alten Künstler wurden ausgetauscht. Die Kinder führten eine musikalische Bildergeschichte im Garten der Tagespflege auf. „Wir waren alle sehr gerührt von der Herzlichkeit, mit der sich Kinder und Senioren auch auf Distanz begegnen“, sagt Claudia Schneider. „Das Glück war auf beiden Seiten deutlich zu spüren!“

Krippenspiel
Und zum Ausklang des letzten Jahres wurde – von großer Begeisterung der kleinen Schauspieler wie Tagespflegegästen begleitet – das Krippenspiel „Der große Stern“ aufgeführt. Zum Abschluss gab es dann heißen Kakao und Kekse für alle. Leider auch dies wieder nur mit Abstand und auf der Terrasse.

Die Kinder wirken mit so viel Freude und Motivation an unserem Projekt mit. Sie fragen immer wieder nach „den Omas und Opas in der Tagespflege“ und dann überlegen wir gemeinsam, was wir als nächste Aktivität machen“, berichtet Erzieherin Jasmin Kirchner.

Gerade in dieser Zeit der reduzierten Begegnungen und sonstigen Entbehrungen, die für ältere Menschen besonders schwer zu ertragen sind, waren und sind die Zusammenkünfte besondere Lichtblicke in der Corona-Tristesse für die Gäste der Tagespflege, erklären Ribana Klabunde und Claudia Schneider vom Haus am Nordwall.